Donnerstag, 26. August 2010

Das paradoxe Verhalten der Masse! Sie auch?





Anfang des Jahres hatte ich in einem Artikel geschrieben, 
dass ich für 2010 mich unsicher fühle vorherzusagen, wie sich 
die wirtschaftliche Entwicklung gestalten würde. Szenarien vom 
„Untergang begleitet von Demonstrationen“ und andererseits
Krise ist vorbei,  der große Aufschwung kommt, standen sich gegenüber. 
Als Gratwanderung habe ich es bezeichnet.
Nun, Sie haben vielleicht auch schon mal gehört, dass der 
Flügelschlag des Schmetterlings, das Wetter in Europa beeinflussen 
kann. Wie will man dann überhaupt etwas vorhersagen können? 
In komplexen System gibt es oft viele Unbekannte Faktoren und 
so viele mögliche Wechselwirkungen, dass klare Vorhersagen 
immer unmöglich sind.
Deshalb braucht man langfristigen Vorhersagen auch kaum zu glauben.
Wetter meint man nun schon an die 14 Tage relativ sicher vorhersagen 
zu können, mehr aber noch nicht. Daher amüsiert es fast schon, dass 
bei Start Up Unternehmen Business Pläne für „die nächsten 5 Jahre“ 
verlangt werden, Politiker Gesetze wollen, weil Sie „genau wissen 
wie die Welt in 20 Jahren sein wird“, etc..
Komplexe Systeme verlaufen nicht linear und sind daher nicht so 
berechenbar. Aber nahezu alle Zukunftsszenarien basieren auf linearer 
Hochrechnung. Das Einzige, was wir also wissen, ist, dass es gerade so nicht kommt.
„Erstens kommt es anders, zweitens als du denkst“, so der Volksmund.
Faszinierend wie wir uns dennoch auf eine Zukunftsvariante versteifen können.
Aber noch schlimmer, wir können dazu noch völlig paradox handeln.
Zur Zeit fürchten viele Menschen, das Zeiten großer Inflation uns 
bevorstehen und finden die ansteigende Staatsverschuldung
beängstigend.  Aber was machen sie dann?
Sie kaufen Staatsschuldverschreibungen, also gerade die Schulden,
die sie beängstigen.
Sie ängstigen sich vor dem Feuer und glauben sich dadurch zu schützen, 
dass sie Öl ins Feuer gießen. Paradox!  Die nächste große Blase entsteht, 
denn wenn wirklich die Zinsen steigen, werden die Bondwerte in den Keller gehen.
Die bessere Sicherheit sind heute Aktienwerte, bei denen die Profitabilität 
geblieben ist und die zum Teil höhere Dividenden liefern als die Bonds Zinsen.
Für die Bankenwelt sieht es anders aus. Wenn die sich für 0,5 % Geld 
leihen kann, dann sind 2% Bondszinsen 300% Gewinn!
So werden die Reichen wieder reicher und die Armen bereiten weitere Armut vor.
Muss man daher auf die Reichen schimpfen, Millionäre zur Kasse rufen?
Das ist leider gerade nicht die Lösung, sondern schafft eher noch größere Probleme.
Was ist der wirkliche Grund für das auseinanderdriften der Klassen?
Ein Teil des Problems liegt im System und im so genannten Strukturwandel.
Das viel größere aber in der Bildung und in den gängigen Paradigmen, 
Glaubenssätzen. Jetzt wird ja viel nach mehr Bildung gerufen. 
Aber welche Bildung?
Ist damit auch Finanzbildung gemeint? Leider nein!
Finanzielle Ignoranz führt doch gerade zu diesen Paradoxien, 
dass sich die Armen aufgrund ihres Nichtwissens in die 
falschen Anlagen begeben.
Nehmen wir das Beispiel Millionäre zur Kasse. Wirkt gut als 
„Parteislogan“. Aber was bedeutet es eigentlich?
Wenn wir gerade in einer Niedrigzinsphase sind, dann bedeuten 
2% Zinsen auf eine angelegte Million Euro mal gerade 20.000 Euro 
Ertrag im Jahr. Wenn Sie davon Steuern, Versicherungen abziehen
 müssen, bleiben Ihnen......? Sagen wir einfach mal 1.500 Euro pro Monat. 
Haben das die Rufer „Millionäre zur Kasse“ mal nachgerechnet?
Pauschalieren ist falsch.
Mir geht es heute nicht darum Reiche zu verteidigen, sicher gibt es dort aufzulösende Ungerechtigkeiten. 
Die plakativen Forderungen, die undurchdachten Zukunftsängste, führen 
immer zu den Paradoxien, die es unter dem Strich schlimmer machen.
Die Investoren, die an der Börse Geld verdienen verteufeln?
Der Staat ist doch selbst Aktionär und damit jeder Bürger. Sollte der 
Staat nicht noch besser werden als Investor, dann hätten vielleicht alle mehr davon?
Würde eine bessere Finanzbildung vielleicht dazu führen, weniger 
nebulöse Ängste zu haben, sondern die richtigen Aktien auszuwählen?
Also, statt pauschal erfolgreiche Investoren zu verunglimpfen, liegt
vielleicht ein Teil der Lösung für die Zukunft darin, dass „Arme“ sich
auch mal die gute, richtige Aktie kaufen?
Die Unwissenden und Ängstlichen verlassen gerade den Aktienmarkt. 
Die „Durchblicker“ und „Reichen“ kaufen sich jetzt bei günstigen 
Aktienpreisen ein. So werden die Armen weiter ärmer und die Reichen 
noch reicher. Wenn sich die Bildung nicht ändert, werden keine Gesetze etwas ändern.
Wenn es ein Gesetz gäbe, das alle Gesunden etwas von Ihrer Gesundheit 
abgeben müssten, würden dann alle Empfänger mehr auf ihre Gesundheit achten?
Wenn alle, die ihr Feld gut bestellt haben, Früchte abgeben müssen, 
würden dann die Empfänger alle beginnen, ihre Gärten und Felder besser zu bestellen?
Wir dürfen nicht nur bei denen ansetzen, die haben, sondern vor allem 
auch bei denen, die nicht haben. D.h. welche Bildung und welche
Leistung soll verlangt werden.
Wenn die Lücke zwischen Arm und Reich nur dadurch geschlossen 
werden soll, dass nur eine Seite sich auf die die andere zubewegen
soll, dann haben wir bald alle nur auf einer Seite, in diesem Fall die der Armut.
In die Mitte kommt man nur, wenn sich beide Seiten bewegen.
Ein weiteres Paradoxon ist also, die Mitte erreichen zu wollen, indem wir 
nur einen Rand beseitigen wollen. Nur wenn beide Ränder beseitigt 
werden entsteht Mitte. Allerdings eine kleinere, der Teller muss ja kleiner 
werden, wenn wir die Ränder kappen.
Also doch nicht die Lösung?!
„Der Geist, der das Problem kreiert hat, kann es nicht lösen“, 
sagte Albert Einstein.
Die Lösung liegt auf der nächsthöheren Ebene. Hören wir auf, 
nur über die Verteilung eines Kuchens nachzudenken, sondern 
beginnen wir uns konsequenter um die Schaffung neuer Kuchen 
zu kümmern. Das braucht aber eine andere Bildung. 
Und mehr Freude auf die Zukunft!
Drückte es nicht Martin Luther ähnlich aus:
„Ich würde heute noch einen Kuchen pflanzen.........“
Herzlichst
Wolfgang Sonnenburg
wining for life